Unsere nicht veröffentlichte Reaktion auf den unten stehenden Leserbrief der NN vom 8.Mai von Werner Friedrich:
Als unbefangener Leser weiß man zunächst nicht so recht, in welches Szenario uns Rudolf Schüpferling in seinem Leserbrief (abgedruckt am 08.05.2021) einführen will. Erkennbar bevorzugt er steile Vergleiche. So setzt er ein von uns Grünen angestrebtes Verbot der Massentierhaltung (für das es gute Gründe gibt) in Gegensatz zu einem angeblichen Grünen-Plan zur „Massenmenschenhaltung“ in Massenquartieren mit gemeinsamer Benutzung sanitärer Anlagen für alle Bewohner und natürlich ohne Parkplätze, weil ja alle mit dem Fahrrad fahren sollen. Was es vielleicht in der Not der ersten Nachkriegsjahre tatsächlich gegeben haben mag, wird als überall beobachtbare Erfahrung ausgegeben: „Wir kennen diese Wohnsilos überall“ und fährt fort, indem er diese angebliche Erfahrung auf ein bizarres Zukunftsszenario projiziert: Dann würden alle Höchstadter locker in drei Plattenbauten passen und Peter Winkler wäre Blockwart. Über die Absurdität dieses Entwurfs muss man kein Wort verlieren. Aber die Intention, die damit suggeriert werden soll, liegt in der doppelten Anspielung auf zwei Diktaturen: der DDR (Plattenbauten) und des Nazireichs (Blockwart). Im Klartext: Sollten die Grünen einmal das Sagen haben, wäre das der Beginn einer neuen Diktatur. Man würde einen solchen Anwurf eher aus einer ganz anderen politischen Richtung heraus erwarten als von einem Mitglied der SPD.
Was den Gegnern einer uferlosen Baupolitik in Höchstadt und namentlich Peter Winkler in diesem Leserbrief (und auch von Bürgermeister Brehm in Stadtratssitzungen) vorgeworfen wird, ist das Argument des Egoismus und des Pharisäertums, das andern nicht gönnen will, was man selbst hat, nämlich ein EFH mit Garten. Stellen wir uns aber einmal vor, Peter Winkler wäre der Bewohner eines Mehrfamilienhauses und würde die gleichen Aktivitäten gegen die Baupolitik der Stadt entfalten, wie er dies als Eigentümer eines kleinen EFHs zusammen mit den Höchstadter Grünen tut. Dann würde von der Gegenseite sofort der Vorwurf des Neids und der Missgunst erhoben werden: Denn, so hieße es dann vermutlich, würde er anderen nicht gönnen, was er selbst nicht hat. So kann man immer einen passenden Knüppel herausholen, wenn man jemand persönlich diskreditieren und seine Absichten und Motive in ein schlechtes Licht setzen will. Wenn er sich als Stadtrat wie alle, die sich im politischen Raum bewegen, auch abfällige Kommentare gefallen lassen muss, so darf dabei aber ein Mindestmaß des Anstands nicht unterschritten werden. Herr Schüpferling scheint dies bei seiner leichtfertigen Assoziation „Blockwart“ aus den Augen verloren zu haben.
Um auf die anderen Punkte, die Herr Schüpferling anspricht, wenigstens kurz einzugehen: Das Problem der Ortsumgehung insbesondere auf Gremsdorf bezogen ist unter uns auch kontrovers diskutiert worden. Es liegt in diesem Fall tatsächlich eine erhebliche Verkehrsbelastung vor. Die zur Auswahl stehende Alternativen sind aber leider, bis auf eine Untertunnelung, für uns Grüne nicht zustimmungsfähig. Die Auseinandersetzung mit der Nachverdichtung an der Kerschensteinerstraße geschah unter der Federführung von Dr. Krautblatter und lag zeitlich vor dem Gründungstermin unseres Ortsverbands. Dass der Autor die Zersiedelung Höchstadts, die er selbst zu recht beklagt („Kindertraum zerstört“) den Grünen und Umweltschützern in die Schuhe schieben will, dabei aber die eigentlichen Antreiber dieser Entwicklung aber dabei völlig außen vor lässt, spricht in seinem Fall für einen (g)eifernden Scheuklappenblick mit dem Feindbild „Grün“.
Werner Friedrich